Fliesen werden aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und sind während des Brennvorgangs sehr hohen Temperaturen ausgesetzt. Dadurch verdunstet die enthaltene Restfeuchte innerhalb des Fliesenrohlings und dieser schrumpft dabei. Dieser Prozess ist allerdings nicht steuerbar und somit sind am Ende des Brennvorgangs nicht alle Fliesen exakt gleich groß.

Bei der Verarbeitung der Fliesen legt man allerdings großen Wert auf ein genaues Maß, da beim Verlegen ein Größenunterschied von nur einem Millimeter von Fliese zu Fliese gravierende Auswirkungen hat und so zentimetergroße Versatze entstehen können.

Kalibrierte Fliesen

Traditionell gefertigte Fliesen weisen, bedingt durch den Press- und Brennvorgang, abgerundete Kanten (die sogenannte Presskante) und gewisse Maßabweichungen auf. Sie sind zur Verlegung mit Fugenbreiten von ca. 5 mm vorgesehen. Um ein einheitliches und vor allem schmaleres Fugenbild zu gewährleisten, werden die kalibrierten Fliesen nach der Produktion vom Werk vermessen und sortiert. So gelangen nur Fliesen gleicher Größe – also gleichen Kalibers – auf eine Palette. Die Toleranz liegt hier bei weniger als +/- 0,7 mm.

Einige Hersteller bezeichnen die Fliesen-Kaliber mit einer Zahl, andere mit Buchstaben.

Beispiel zur Bezeichnung kalibrierter Fliesen:
Fliesen des Kalibers 3 einer Serie A und der Farbe X sind 29,5 x 59,5 cm groß, während Fliesen des Kalibers 4 dieser Serie A und Farbe X eine Größe von 29,6 x 59,6 cm aufweisen. Ein Millimeter Abweichung mag auf den ersten Blick keinen großen Unterschied machen. Legt man aber je 10 Fliesen beider Kaliber nebeneinander, beträgt der Versatz schon einen Zentimeter.

Achten Sie daher beim Nachkauf von kalibrierten Fliesen immer darauf, dasselbe Kaliber zu bestellen, sofern dieses noch lieferbar ist.

Rektifizierte Fliesen

Da die optischen Ansprüche an moderne Boden- und Wandfliesen ständig steigen, musste eine Lösung für ein noch schmaleres Fugenbild gefunden werden. Hierzu werden die Fliesen nach der Produktion im Zuge der Rektifizierung durch diamantbesetzte Sägen auf ein einheitliches Maß gebracht. Man spricht hier auch vom sogenannten „Monokaliber“. Die Kanten der rektifizierten Fliesen bilden dann einen exakten 90° Winkel.

Somit lassen sich durch die Rektifizierung Fugenbreiten von 1,5-2,0 mm und damit eine nahezu fugenlose Optik realisieren.

Anwendungsbereiche

Neben der rein technischen Funktion hat das Fugenbild einen großen Einfluss auf die Optik des jeweiligen Bodenbelags. Je nach Fugenbreite und -farbe lassen sich unterschiedlichste Effekte erzielen. Breite Fugen kommen meist bewusst bei rustikalen Fliesen zum Einsatz, um diese Wirkung noch zu verstärken. So schafft man ein gemütliches Ambiente.

Modern gehaltene Räume profitieren hingegen von einer eher schmalen Fuge, da hier ein einheitlicheres Bild entsteht.

Kalibrierte und rektifizierte Fliesen: Vor- und Nachteile beider Varianten

Die Verlegung von Bodenfliesen mit einer „Presskante“ gestaltet sich in der Regel einfacher, da diese aufgrund der runden Kantenbearbeitung nicht ganz so exakt verlegt werden müssen. Denn hier fällt es nicht so stark auf, wenn die Fugenbreite leicht variiert. Dafür ist die Fuge an sich aber auch immer etwas breiter. Dies macht sich vor allem bei der Pflege bemerkbar, weil breitere Fugen mehr Schmutz aufnehmen.

Rektifizierte Fliesen erfordern deutlich mehr Sorgfalt bei der Verlegung, da Unregelmäßigkeiten hier wesentlich stärker auffallen. Fugenbreiten rektifizierter Fliesen von 1,5-2,0 mm lassen keinen Spielraum für Fehler. Das Ergebnis ist dafür aber umso schöner. Gerade großformatige Bodenfliesen profitieren sehr von einem schmalen Fugenbild. Die Pflege gestaltet sich hier deutlich einfacher, denn schmale Fugen nehmen weniger Schmutz auf.